Die Bundesregierung will ein Primärarztsystem zu etablieren, um Patientenströme besser zu steuern und doppelte oder unnötige Untersuchungen zu reduzieren. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) konkretisierte nun ihre Vorstellungen davon auf dem Branchentreffen „Ärzte IN“. Künftig sollen Patient*innen demnach grundsätzlich zuerst eine Hausarztpraxis aufsuchen, die dann bei Bedarf an Fachärzte überweist. Um diesen Steuerungseffekt zu erreichen, spricht sich Warken für finanzielle Anreize aus. Denkbar seien sowohl Gebühren für Menschen, die direkt einen Facharzttermin vereinbaren, als auch Bonusmodelle für Patientinnen und Patienten, die den Weg über den Hausarzt nutzen.
Für einen Besuch beim Facharzt ohne Rücksprache mit Hausarzt müssten Versicherte dann eine Gebühr entrichten. Der Forderung nach einer generellen Praxisgebühr für jeden Praxisbesuch, wie er kürzlich ebenfalls debattiert wurde, schloss sie sich dagegen nicht an.
SoVD: Praxisgebühr ist teuer, bürokratisch und ungerecht
Der SoVD betrachtet diese wiederholten Forderungen mit Sorge und lehnt jede Rückkehr zu einem System, in dem Patient*innen für den Arztbesuch zahlen müssen, ab. Gegenüber der Mediengruppe Bayern betonte die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier: „Eine schlechte Idee wird nicht dadurch gut, dass man sie nach Jahren wieder aus dem Giftschrank holt. Die Praxisgebühr ist damals aus guten Gründen abgeschafft worden. Aus SoVD-Sicht ist sie teuer, bürokratisch und schlicht ungerecht. 10 oder 20 Euro schmerzen Menschen mit wenig Geld erheblich mehr, als Vermögende. Die Menschen sind ohnehin schon finanziell extrem stark belastet durch die hohe Inflation, Energiekosten, Mieten und steigende Beiträge.“
Der SoVD fordert die Bundesregierung die versprochene Entbürokratisierung im Gesundheitssystem voranzubringen. Die Einführung einer neuen Form der Praxisgebühr sei dagegen „ein Bürokratiemonster, das allen zusätzliche Arbeit machen würde: Patienten, Praxen und Kassen.“
