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aktuelles aus dem Kreisverband Plön

„Das macht mich hilflos und wütend“

Seit dem 01.01.2019 gelten Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente. Längere Hinzuverdienstzeiten bedeuten höhere Renten. Konkret heißt das: Bei Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können und eine Erwerbsminderungsrente beantragen müssen, wird diese Rente so berechnet, als wenn sie bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze gearbeitet hätten. Abschläge sorgen allerdings immer noch für erhebliche Kürzungen.

Das sind doch eigentlich gute Nachrichten. Oder?

Erwerbsminderungsrente: „Altfälle“ gehen bei der Verbesserung leer aus

Für all diejenigen, die in Zukunft eine Erwerbsminderungsrente beantragen müssen, sind das in der Tat gute Nachrichten. Die Verbesserungen sind eindeutig zu begrüßen. Was aber wieder einmal versäumt wurde und was viele Bürgerinnen und Bürger nicht verstehen: Menschen, die schon länger nicht mehr arbeiten können, profitieren von der Gesetzesänderung nicht. Ihre Renten werden nicht angehoben.

Um das mal einzuordnen: Es geht in Deutschland um Hunderttausende. Hunderttausende von Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankungen in vielen Fällen ohnehin schon am Existenzminimum leben.

Eine Betroffene ist Greta Jürgensen aus Niebüll. Die 60-Jährige bezieht ihre volle Erwerbsminderungsrente seit 2011. In dieser Zeit wurden die Hinzurechnungszeiten zur Erwerbsminderungsrente dreimal nach oben angepasst. Drei sozialpolitische Erfolge. Wenn da nicht der „Schönheitsfehler“ mit den Bestandsrentnern wäre. Greta Jürgensen kann es nicht verstehen: „Das ist doch nicht in Ordnung. Wir haben doch nicht weniger geleistet als die Menschen, die nach uns krank geworden sind.“

Seit 2014 dreimal Unrecht bei der Erwerbsminderungsrente

Die gelernte Hauswirtschaftsleiterin hat eigentlich alles richtig gemacht. Lehre, viel Arbeit, Erwerb von Wohneigentum. Ihre beiden Kinder zieht sie nach der Scheidung allein auf. Trotzdem geht sie immer arbeiten. „Einmal wegen des Geldes. Aber ich wollte für meine Kinder auch ein Vorbild sein.“

Die gebürtige Nordfriesin boxt sich durchs Leben. Malocht in Großküchen, Wäschereien, sogar als Busfahrerin. „Ich habe auch mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. Das hat mir am meisten Freude gemacht“.

— Lesen Sie auch von anderen Betroffenen in Schleswig-Holstein. Sowohl Petra Kottwitz aus Ahrensburg als auch Peter Tiedemann aus Elmshorn sind Bestandsrentner und profiteren nicht von den Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente —

Jetzt lebt sie von 844 Euro Rente im Monat. Grundsicherung bekommt sie nicht – also gibt es auch keinen Heizkostenzuschuss und keine Befreiung von den Rundfunkgebühren. Das Zeitungsabo kann sie sich nicht mehr leisten. „Ins Kino oder Café kann ich nicht mal eben so. Überall ist Geld vorhanden. Wenn ich höre, dass für die Gorch-Fock oder den Flughafen in Berlin Millionen und Milliarden versickern, macht mich das wütend. Man fühlt sich wütend aber auch machtlos.“

Würden die Hinzuverdienstzeiten zur Erwerbsminderungsrente auch für Bestandsrentner angehoben, wäre das zumindest ein Schritt zu etwas mehr Gerechtigkeit. Und für Greta Jürgensen ein Stück mehr Lebensqualität.

Der Sozialverband Schleswig-Holstein hilft in sozialen Fragen. Wir vertreten unsere Mitglieder bis zum Sozialgericht, zum Beispiel bei Problemen mit der Erwerbsminderungsrente oder der Krankenkasse.

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