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aktuelles aus dem Kreisverband Plön

Behandlungsfehler: Hohe Kosten und Risiken im Gesundheitssystem

Die Zahl der Behandlungsfehler bleibt hoch. Der SoVD fordert bessere Regeln und eine Stärkung der Patientenrechte

Ein Arzt operiert mit einem Skalpell an einem Patienten.
Bei Operationen können Behandlungsfehler unterlaufen. Nicht immer werden die betroffenen Patient*innen darüber ausreichend informiert. Foto: velimir / Adobe Stock

Der Medizinische Dienst Bund hat seine Jahresstatistik zur Begutachtung von Behandlungsfehlern vorgestellt auf die großen finanziellen und gesundheitlichen Folgen von Behandlungsfehlern in Deutschland hingewiesen aufmerksam gemacht. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 12.304 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. In jedem vierten Fall bestätigte sich der Verdacht und es lag tatsächlich ein Behandlungsfehler vor. In 2.825 Fällen war der Behandlungsfehler sogar ursächlich für den entstandenen Schaden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl annähernd gleichgeblieben. 

Die ökonomischen Folgen unsicherer oder fehlerhafter Versorgung sind erheblich: Sie werden auf rund 15 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Diese Summe entspricht etwa 15 Prozent der gesamten Krankenhauskosten. Um die Patientensicherheit zu verbessern, fordert der Medizinische Dienst die konsequente Umsetzung gesetzlicher Maßnahmen. Dazu gehört auch ein sanktionsfreies Meldesystem für sogenannte „Never Events“ – also vermeidbare, schwerwiegende Schadensereignisse

SoVD: Regelungslücken schließen und Patientenrechte stärken

Auch der SoVD hat sich mit den Themen Behandlungsfehler und Patientensicherheit intensiv auseinandergesetzt und dazu im Jahr 2022 ein umfangreiches Gutachten veröffentlicht.

Zu den aktuellen Zahlen des Medizinischen Bundes erklärte die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier: „Die aktuelle Jahresstatistik des Medizinischen Dienstes Bund offenbart eine ernüchternde Realität. Trotz aller Anstrengungen stagniert die Zahl der festgestellten Behandlungsfehler und es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Es braucht unter anderem eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Offenlegung von Behandlungsfehlern, klare Sanktionen bei Informationsverweigerung und faire Beweisregeln im Arzthaftungsprozess. Als eine der größten Patientenrechteorganisationen in Deutschland fordern wir, dass diese Lücken endlich geschlossen werden. Nur wenn das Recht auf Aufklärung und Gerechtigkeit gesichert ist, kann Patientensicherheit mehr als ein Versprechen sein“.

„Never Events“: Wenn Fehler vermeidbar wären

Im vergangenen Jahr wurden 134 Fälle als „Never Events“ eingestuft. Zu diesen besonders gravierenden Fehlern gehören schwerwiegende Medikationsfehler, unbeabsichtigt im Körper zurückgebliebene Fremdkörper nach Operationen oder Verwechslungen von Patient*innen. Der Medizinische Dienst betont, dass ein funktionierendes Meldesystem entscheidend ist, um aus solchen Ereignissen zu lernen und sie künftig zu verhindern. Nur so könne die Patientensicherheit langfristig gestärkt werden.

Rund zwei Drittel aller Vorwürfe betreffen die stationäre Versorgung, vor allem in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Folgen für die Betroffenen sind oft schwerwiegend: In 63 Prozent der bestätigten Fälle waren die Gesundheitsschäden vorübergehend, in 32 Prozent jedoch dauerhaft. In 2,7 Prozent der Fälle führte der Fehler sogar zum Tod des Patienten oder der Patientin.

Unterstützung für Betroffene

Wer den Verdacht auf einen Behandlungsfehler hat, kann sich an seine Krankenkasse wenden. Diese beauftragt den Medizinischen Dienst mit der Erstellung eines Gutachtens. Die Begutachtung ist kostenfrei und hilft, den Sachverhalt zu klären – insbesondere, wenn es um mögliche Schadensersatzansprüche geht.